noch nicht verloren

ein denker oder dichter
mit regennassen papieren
auf den knien
liest seine verwaschenen worte
auf schmutzigweißen seiten

eine zerdrückte bierdose
vor seinen füßen
dem wuchernden unkraut
zum opfer gefallen
die stille des verlassenen ortes
lässt das unkraut schneller wachsen –
aber nicht mehr lange

motorengeräusch in der nähe
aufheulende arbeitswut
weist die wild gewordene natur
in ihre schranken
es gibt hier noch spuren
vom leben,
es gibt hier noch worte –
der verlassener ort ist
noch nicht ganz verloren.

 

©wortzeitlos

 

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auf den frühling wartend

mattgrün ruhen noch
die wiesen
antiquierte gedichte
liegen in den gräben
(längst vergessene)

vereinzelt kommen vögel,
berühren den
blausamen himmel
mit ihren flügeln,
tauchen hinter wolken
unter

aus den augen
aus dem sinn,
doch ein gedicht schwebt
vor meinem gesicht –
dann brechen worte
aus den zeilen heraus,
ruhen sich stumm
zwischen den gräsern aus

und ich spüre,
du bist einsam
zwischen grün und blausam,
wie du dort verweilst,
auf den frühling
wartend …

 

©wortzeitlos

 

windrauschen

windrauschen
lässt die worte
verstummen,
das schlaflied der sterne
lässt mich sie ganz
vergessen

die nacht ist stille
die stille ist nacht,
alle gedanken gehen
hinter dem mond
verloren,
ins unbekannte dunkel
eintauchend …

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©wortzeitlos

In stiller Umarmung

… und wie die Bäume in den frühen Stunden den Morgen leise atmen, auch wenn der Wald noch im Schatten liegt, und wie die letzten Stunden der Nacht in die ausgebreiteten Arme der Morgendämmerung fallen, so wie ich abends in deine, wenn der Tag die Kräfte verzehrt und alle Worte verbraucht hat, und nur mehr Gedanken übriggeblieben sind, die man in einer langen, stillen Umarmung miteinander teilt und ich spüre, wie neue Kraft durch deine warmen Handflächen in meine Adern sickert. Wie gut, dass es diese Abende gibt – mit dir.

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©wortzeitlos
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wald, Landschaft, morgendämmerung, sunrise, landscape, aussicht, natur

pixabay.com

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stumme einsamkeit

wenn du jetzt jemanden
zum reden hättest
würden die worte
dich aus der einsamkeit
reißen,
sich an den gedanken
des anderen festklammern,
um in ihm nachzuhallen,
ihn zu bleiben zwingen

damit neue worte,
die in dir reifen
nicht mehr
in die nachtschwarze
leere der einsamkeit
fallen

ohne gehört zu werden

 

©wortzeitlos

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