worte verbannt

wer annimt,
der sollte auch geben
wer aufgefangen wird
sollte keinen fallen lassen
wie die bäume ihre blätter
im herbst

wer des redens
nicht müde wird,
sollte auch schweigen
(können)

wer einem die worte
im mund verdreht
sollte in sich gehen,
die worte worte sein lassen,
wie sie gesprochen werden

***

ich stehe in einem kreis
von flammenden kerzen
in dem spiegel, den du
mir vorhältst,
kann ich mich nicht sehen
nur den kreis der kerzen,
die flammen um meine
unsichtbakeit herum

bald wird es regnen
die kerzen werden erlöschen
meine worte verstummen
(die verdrehten)
du kehrst aus deinem
inneren zurück

schweigend betrachten wir
die bäume, wie sie ihre
blätter fallen lassen
kaltherzig, unverfroren

wir nehmen unsere worte
und hängen sie auf die nackten äste
die, die zwischen uns fielen,
zu laut, zu verletzend waren

 

sie haben keinen
platz mehr bei uns

 

©wortzeitlos

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spuren

ich blicke auf die felder
auf die endlose weite vor mir
nackt, abgeerntet
sind die felder der blühenden
zeit des sommers
ein fleckchen erde
unter meinen füßen
ist die ganze welt

die felder, die welt
gehören mir nicht
aber ich gehöre dazu

ein sonnenstrahl bohrt sich
durch die wolken
es ist nicht meine sonne
sie gehört mir nicht
doch sie scheint auch
für mich

uns gehört hier nichts
wir reisen nur durch die zeit
durch die felder, durch die welt

wir hinterlassen spuren
wir hinterlassen schmutz

irgendwann vielleicht
wird keiner mehr sehen
dass wir hier gewesen sind
unsere spuren
unseren schmutz

vielleicht werden sie
irgendwann unter fluten
begraben sein
wir, der schmutz
die ausgedörrten felder,
die spuren verbrannter
wälder

 

die welt

 

©wortzeitlos

#blackfridayforfuture

im mondschein

schwimmen im mondschein
wenn sie es am tag nicht schafft

und wenn sie nachts
noch eine weile
am strand sitzt
dann denkt sie –

doch wer, den sie kennt,
hat schon einmal bei nacht …?

im hellen mondschein
hat sie das gefühl,
es gibt nichts schöneres

an manchen abenden
steht sie in der wohnung
am fenster
blickt in das stumme
gesicht des mondes
und wartet auf …

 

©wortzeitlos

grüne grenze

die weite betrachtet
sind linien der grenzen
nicht sichtbar
sie verlieren sich
im inneren der landschaft,
von zeitlosem grün übertüncht

entlang der linie
wuchert die angst
und wunden des leids
werden tiefer,
aus sicherer ferne
nicht spürbar

 

©wortzeitlos

verwandlung

draußen wird es karger
alles verwelkt
unter jedem schritt
ist die verwandlung spürbar

düfte verlieren sich im nebel
tauperlen glänzen seiden
die farben flogen mit den vögeln
gen süden

töne karger einsamkeit
klingen nach melancholie,
schwermut färbt die tage grau
die stunden waten im nebel
dem farblosen winter
entgegen

 

©wortzeitlos